Mittwoch, 31. Mai 2023
Preise stiegen 2022 stärker als staatliche Sozialleistungen
Wer staatliche Sozialleistungen erhält, hat im letzten Jahr zwar mehr Geld bekommen, aber nicht soviel, dass es den starken Preisanstieg ausgeglichen hätte.
Die Zahlungen stiegen 2022 um 1,4 Prozent, während der Verbraucherpreisindex um 6,9 Prozent nach oben ging, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
Die "monetären Sozialleistungen" sind damit weniger stark gestiegen als in den Jahren davor. Im langjährigen Durchschnitt seit 1991 lag der Anstieg bei 3,1 Prozent.
In den letzten Jahren waren es 1,8 Prozent (2021), 9,3 Prozent (2020) und 5,2 Prozent (2019). Da auch die Gesamtausgaben des Staates mit 4,3 Prozent stärker angestiegen sind als die Sozialleistungen,
sank deren Anteil auf 16 Prozent. 2021 waren es 17 Prozent.
Bei den "monetären Sozialleistungen" in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen handelt es sich um Geldleistungen des Staates, die soziale Risiken absichern.
2022 entwickelten sich die einzelnen Leistungen unterschiedlich: Zum einen sorgte die deutliche Erholung am Arbeitsmarkt für einen Rückgang der Ausgaben für Arbeitslosengeld I (- 14,8 Prozent / - 3,1 Milliarden Euro) und Kurzarbeitergeld (- 79,5 Prozent / - 9,7 Milliarden Euro). Rückläufig waren darüber hinaus auch die Ausgaben für Kindergeld (- 5,1 Prozent / - 1,3 Milliarden Euro) und für Sozial- und
Jugendhilfe (- 0,8 Prozent / - 0,3 Milliarden Euro).
Dagegen stiegen die öffentlichen Pensionen (+ 4,4 Prozent / + 3,4 Milliarden Euro) sowie die Geldleistungen der Deutschen Rentenversicherung (+ 3,9 Prozent / + 13,2 Milliarden Euro) spürbar an, letztere unter anderem wegen der Rentenanpassung zum 1.Juli 2022. Die Ausgaben für Arbeitslosengeld II erhöhten sich (+ 2,4 Prozent / + 0,5 Milliarden Euro) in Folge des Zuzugs von
Schutzsuchenden aus der Ukraine, die im 2. Halbjahr 2022 Anspruch auf diese Leistung hatten. Erheblich mehr als im Vorjahr wurde für Wohngeld ausgegeben (+ 28,3 Prozent / + 0,4 Milliarden Euro), auch aufgrund der Heizkostenzuschüsse, die im Rahmen der sogenannten Entlastungspakete der Bundesregierung gezahlt wurden. Beim Krankengeld war ein Plus von 7,3
Prozent (+ 1,3 Milliarden Euro) zu verzeichnen, beim Pflegegeld ebenfalls eine Zunahme um 7,3 Prozent (+ 1,5 Milliarden Euro). Die Entwicklung der Sozialleistungen hängt nicht allein von deren gesetzlicher Ausweitung oder Kürzung ab, sondern von vielen verschiedenen Faktoren - etwa von der Situation am Arbeitsmarkt, der Erwerbsbeteiligung oder der demografischen Entwicklung
der Bevölkerung.
Text: KNA