Montag, 19. April 2021
Nationale Armutskonferenz beklagt verfestigte Armut
Die nationale Armutskonferenz zeigt sich alarmiert angesichts des
Entwurfs des 6. Armuts- und Reichtumsberichts. "Es kann nicht weiter
hingenommen werden, dass Armut in einem so wohlhabenden Land fortbesteht
und es der Politik trotz guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen vor der
Corona-Pandemie nicht gelungen ist, die Lebenslagen aller Menschen
durchgreifend zu verbessern", kommentierte Konferenzsprecher Gerwin Stöcken
am Freitag den Entwurf des Berichts der
Bundesregierung. Er mache mehr als deutlich, dass sich Armut nicht nur auf einem
Höchststand befinde, sondern auch von verfestigter Armut gesprochen werden
müsse.
Corona verschärft aus Sicht der Armutskonferenz bestehende Ungleichheiten auf
dem Arbeitsmarkt, bei der Gesundheit und der Bildung. "Von Armut betroffene
Menschen sind den sozialen und gesundheitlichen Risiken dabei
überdurchschnittlich häufig und stark ausgesetzt", beklagte Stöcken. Daher
müssten die Hilfen noch aufgestockt werden. Die Einmalzahlung von 150 Euro
reiche nicht. "Wichtig ist außerdem, dass nach Corona kein Rotstift bei
Sozialleistungen angesetzt wird", so Stöcken.
Auch die Diakonie hatte vor einigen Wochen die Ergebnisse des Berichtsentwurfs
kommentiert und eine grundlegende Reform der existenzsichernden Hilfe rund um
Hartz IV vorgeschlagen. Vor allem Langzeitarbeitslosigkeit sei ein großes
ungelöstes Problem. Zwei Drittel der Menschen, die in Armut leben, sind laut
Bericht nach fünf Jahren noch arm, da sie weiterhin ohne Job oder nur zu
Niedriglöhnen beschäftigt sind. Statt auf Sanktionen setzt die Diakonie in ihrem
Konzept auf verstärkte Förderung, Motivation und flächendeckende professionelle
Beratung.
Text: KNA